"Das Bügeleisen der Landstraße"... hieß es in der Werbung Mitte der 1930er Jahre.
Farbe | Blau-Grau |
Baujahr | 1939 |
Preis | VERKAUFT / SOLD |
Lenkung | LHD |
Typ | W23 Cabriolet |
Innenausstattung | Leder Blau |
Laufleistung |
Wanderer - dieser Name war über drei Jahrzehnte ein fester Bestandteil des deutschen Automobilbaus und galt vor allem in den 1920er- und 1930er Jahren als Qualitätsbegriff deutscher Wertarbeit im Kraftfahrzeugbau. Das Markenimage von Wanderer war geprägt durch die ausserordentliche Zuverlässigkeit dieser Automobile, sowie durch ihre besonders hohe Fertigungsqualität.
Die Gründer des Unternehmens waren zwei Männer, die sich ganz einem speziellen Produkt verschrieben hatten: dem Fahrrad, das damals, um 1885, noch vielfach als "Velociped" bezeichnet wurde und anfänglich vor allem als Hochrad aus Großbritannien importiert wurde.
Es handelt sich um den in Chemnitz geborenen Richard Adolf Jaenicke (1858-1917) und dem Münchner Johann Baptist Winklhofer (1859-1949). Beide hatten eine Ausbildung als Mechaniker absolviert und bereits einige Jahre Berufserfahrung gesammelt. Am 15.Februar 1885 eröffneten sie in der Poststraße 38 in Chemnitz, das "Chemnitzer Velociped Depot, Winklhofer & Jaenicke". Aus dem Handel mit Hochrädern der Marke Rudge, entstand die Reparatur von Fahrrädern aller Marken und daraus entwickelte sich rasch die eigene Produktion von Fahrrädern im Jahr 1886. Winklhofer gab den eigenen Rädern, in Anlehnung an die englischen"Rover-Räder" den Namen "Wanderer". Die Marke war geboren!
Das Unternehmen wuchs und entwickelte sich gut. In rascher Folge wurden weitere Produktionszweige aufgenommen. 1899 begann man mit der Fertigung von Fräsmaschinen - 1902 folgte der Bau von Motorrädern und zwei Jahre später begann man in Schönau bei Chemnitz mit der Produktion von Schreibmaschinen, die unter dem Namen "Continental" vertrieben wurden. Zu dieser Zeit gab es auch bereits zaghafte Versuche Automobile zu bauen. einige Prototypen mit 1- und 2 Zylindermotoren entstanden. Die Serienproduktion von Automobilen der Marke Wanderer startete aber erst 1913, mit dem Typ 5/12 PS, bekannter und seinem Beinamen "Puppchen".
1932 brachten die Wanderer-Werke ihren Automobilzweig in die neu gegründete "Auto-Union" ein, die als Zusammenschluss der Marken Audi, DKW, Horch und Wanderer den sächsischen Automobilbau zu neuer Blüte führte. Die Marke Wanderer wurde zum sehr erfolgreichen Vertreter der Mittelklasse. Der Beginn des 2. Weltkrieges unterbrach diesen Weg leider - das letzte Wanderer-Automobil wurde im Dezember 1942 produziert.
Der Wanderer W23 wurde als Cabriolet von Oktober 1937 bis Dezember 1942 in lediglich 3.329 Einheiten gebaut. Die Cabriolet-Karosserien wurden ausschließlich von Gläser in Dresden gefertigt. Der W23 hatte, wie auch schon seine Vorgänger-Modelle, eine damals keinesfalls selbstverständliche, Einzelradaufhängung an der Vorderachse, die, gemeinsam mit einer "Schwebe-Hinterachse", dem Fahrzeug einen aussergewöhnlich hohen Fahrkomfort verliehen. In der Werbung hieß es damals " Das Bügelbrett der Landstraße"...
Diese Fahreigenschaften, gepaart mit der sehr hohen Fertigungs- und Verarbeitungsqualität und dem sehr soliden, laufruhigen Reihensechszylindermotor mit 2.650 ccm und 62 PS Leistung, brachten den W23 nicht nur auf Augenhöhe mit den direkten Konkurrenten BMW 326 und Mercedes 290. Viele waren der Meinung, der W23 sei das Bessere Automobil.
Gegenständliches W23 Cabriolet wurde 1939 gebaut. Nach Ende des 2. Weltkrieges verblieb es im Raum Niederösterreich, wo es später ein Mechanikermeister erwarb, um das Fahrzeug für sich zu restaurieren. Leider sehr früh und unerwartet verstorben, wechselte das begonnene Projekt in das Eigentum eines Autohaus-Besitzers in Krems/NÖ. Vermutlich den Umfang der Restauration doch etwas unterschätzt wurde das Cabriolet Mitte der 90er Jahre einem bekannten Oldtimer-Freund aus Oberösterreich zum Kauf angeboten. Der getraute sich die Restauration dieses wunderbaren Autos zu, hatte er doch bereits ein W23 Cabriolet im Besitz, welches er Jahre zuvor über mehrere Jahre ebenso komplett neu aufgebaut hatte. Gemacht wurde "einmal alles". Karosse vom Rahmen getrennt, Holz komplett erneuert, alles gestrahlt, lackiert, neues Leder, Teppiche und Stoffverdeck, Motor revidiert, Elektrik neu, usw. Die Arbeiten sind mit Bildern und Belegen recht gut dokumentiert. Der viel bessere Beweis für die sehr gute Restauration ist allerdings, daß diese nun gut 20 Jahre zurückliegt, und das Cabriolet sich nach wie vor in sehr gutem Zustand befindet. Natürlich - ein paar Spuren der Jahre sind mittlerweile zu sehen, wurde das Auto doch regelmäßig gefahren. Und fahren tut dieses mittlerweile über 80-jährige Automobil hervorragend. Der Motor startet auch nach längerer Standzeit prompt und läuft sehr ruhig. Das originale 4-Gang Getriebe wurde durch ein moderneres, vollsynchronisiertes 5-Gang Getrag ersetzt. Das macht den W23 nicht nur viel fahrbarer, sondern schont durch Drehzahlsenkung auch den Motor. Mit Ausnahme der Zeituhr, funktionieren alle Instrumente und Anzeigen perfekt, das Auto fährt, bremst, kuppelt und schaltet hervorragend. Man hat, ausgenommen die Optik, nicht das Gefühl ein Vorkriegsfahrzeug zu fahren. Die Türen fallen satt ins Schloß, nichts klappert - es ist eine wahre Freude dieses besondere Stück deutscher Automobilgeschichte zu bewegen!
Bei näherem Interesse kontaktieren Sie mich bitte telefonisch,
unter +43-664-307 6070.
Ihr Robert Schatteiner